„Freitag der 13.“


Mit elf Teilen und einem Spin-off ist die „Freitag der 13.“-Reihe die langlebigste Horror-Filmreihe überhaupt. Etwas, womit Regisseur Sean S. Cunningham wohl kaum gerechnet hatte, als er 1980, einem Jahr nach John Carpenters grandiosem „Halloween“, eine Gruppe Teenager im berühmt-berüchtigten Camp Crystal Lake niedermetzeln lies und somit eine Slasher-Welle im Mainstream-Horror lostrat.

Dabei beginnt „Freitag der 13.“ So, wie wir es von einem typischen Genrevertreter gewohnt sind. Zwei Jugendliche laden irgendeine Schuld auf sich – hier: Geschlechtsverkehr während andere gesungene Lobpreisungen an den Herrn vortragen – und werden dann unter kräftigem Kunstbluteinsatz getötet. Als nächstes wird dann eine weitere Gruppe Teenager vorgestellt – darunter Kevin Bacon –, die uns schließlich durch den ganzen Film hindurch begleiten wird. Bis sie eben nicht nur modische Fehlentscheidungen, sondern auch Fehlentscheidung bezüglich des Verhaltens in klassischen Horrorfilmsituationen treffen. So weit, so Klischee.

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©Warner

Was man an der Masse der der Sequels – es vergingen in den 80ern nur zwei Jahre ohne eine weitere Fortsetzung – beinahe vergessen mag, ist dass „Freitag der 13.“ Von Sean S. Cunningham mit allergrößter Liebe aufbereitet wurde. Diese Liebe ist vor allem im Bezug auf einen Film, quasi den Ur-Slasher schlechthin, zu spüren, nämlich Alfred Hitchcocks „Psycho“. Das beginnt schon bei der Inszenierung der Morde, bei dem der Killer ähnlich der Dusch-Szene aus Hitchcocks Film stets ein gesichtsloses Phantom bleibt. Hinzu kommen die Schocker-Effekte aus der Hand eines Tom Savini, der dem jugendlichen Sterben eine gewisse blutig-detailverliebte Kunstfertigkeit verleiht. Auch die Musik aus der Feder Harry Manfredinis erinnert in dem wilden Einsatz von Streichinstrumenten Bernard Herrmans Score. Beide unterstreichen den Wahn der Antagonisten und sind stets darum bemüht eine düstere Spannung aufrecht zu erhalten.
Vollkommen wird die „Psycho“-Hommage allerdings erst nach dem finalen Plottwist: anders als bei Hitchcock ist es hier nicht der als Mutter verkleidete Sohn, der das Morden betreibt, sondern eine Mutter die Rache für den Tod ihres Sohnes nehmen will. Wo im einen Film der Sohn der Liebe zur Mutter wegen zum Killer wird, ist es hier die Mutter die das Teenie-Blutbad anrichtet. Wo beim Final Girl doch noch kurze Hoffnung besteht, dass Mrs. Voorhees ihre Rettung aus der Not wäre, da sie kurzzeitig tatsächlich die Wärme einer Mutterfigur ausstrahlt, kommt die Ernüchterung und Hoffnungslosigkeit als sich derer Wahnsinn offenbart umso härter. Mrs. Voorhees ist der Wahnsinn, den nur ein Kind in seiner Mutter entfesseln kann.

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©Warner

Es ist verwunderlich, dass Sean S. Cunningham anders als sein Kumpel Wes Craven nie den großen bahnbrechenden Erfolg in Hollywood hatte, obgleich des Erfolgs um die Metzel-Mutter. Doch all dem beiseite ist „Freitag der 13.“ neben „Halloween“ als Prototyp des modernen Slashers immer noch eine ganz eigene Nummer, die man gesehen haben sollte. Es ist der Geist und die Hingabe mit der Cunningham die simple Geschichte in Bilder einbettet, die nur so vor dem exploitativen, reißerischen aber eben auch Kino liebenden Charme strotzen, der „Freitag der 13.“ nach all den Jahren und unzähligen Fortsetzungen immer noch einen einmaligen Glanz verleiht.

6.0/10.0 Punkte

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